Patrick Kennelly und Jason Lei Howden zu Gast in Wien!

Wie jedes Jahr hat sich das /slash auch heuer einen Haxen ausgerissen, um großartige Gäste nach Wien ins Filmcasino zu locken. Zwei Herrschaften haben bereits fix ihre Flüge gebucht und wir freuen uns sehr auf diese beiden Talente des amerikanischen sowie neuseeländischen Horrorkinos. Im Gepäck haben Patrick Kennelly und Jason Lei Howden ihre jeweiligen Spielfilmdebüts: Excess Flesh und Deathgasm.

Excess Flesh Poster

Excess Flesh 2015, © Walking to the Moon Productions

Der in Amerika lebende Patrick Kennelly ist übrigens nicht nur Filmemacher, sondern ein absoluter Allround-Künstler, bekannt für seine Videoprojekte, Multimedia-Installationen, Theater- und Performance-Stücke sowie ein fulminant-schrilles Popmusical namens Patty, das in L.A. schnell zum Insider-Hit wurde. In Patty setzte sich Kennelly – anhand der beiden Kultur- und Medienikonen Patty Duke und Patty Hearst – mit Kult, Berühmtheit, Körper, weiblicher Identität, Geisteskrankheiten und Glauben auseinander. Einige dieser Themen greift er nun in Excess Flesh wieder auf, um sie zusammen mit Schönheitswahn, Essstörungen und Hyperkapitalismus auf gnadenlos radikalisierte Weise in einem filmischen Fieber-Alptraum zu verdauen.

Erzählt wird darin von zwei jungen Frauen, die sich eine Wohnung teilen: Jennifer ist schön, zaundürr und erfolgreiches Model. Jill ist schüchtern, nicht so dünn und – wie sich herausstellt – eine tickende Zeitbombe. Gefrustet von ihren „Binge and Purge“-Versuchen und gepiesackt von ihrer Mitbewohnerin, dreht Jill eines Tages durch und kettet Jennifer an die Zimmerwand. Was folgt ist ein hoch kontroverses Stück Kino und wohl einer der unappetitlichsten Filme seit Das große Fressen, The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover oder Taxidermia. So mussten die Schauspielerinnen und das Filmteam am Set sogar Atemmasken tragen, um dem beißenden Gestank von allerhand verwesenden Nahrungsmitteln standhalten zu können. Dass das im Fall von Excess Flesh das Risiko und den Brechreiz im Kinosaal durchaus Wert ist, davon darf der Trailer überzeugen sowie das von Patrick Kennelly zuletzt gedrehte und mit einer „Not Safe for Work“-Warnung ausgezeichnete Musikvideo zur Single „Body & Blood“ für die Noise-Rap Band Clipping.

Ganz anders gestaltete sich bisher das Filmschaffen des Neuseeländers Jason Lei Howden. Als Visual Effects Experte war er in Peter Jacksons Effektefirma WETA Digital tätig und an Hollywood-Produktionen wie The Avengers, Prometheus und The Hobbit beteiligt, unter anderem als Rotoskop-Spezialist. Mit seiner unterhaltsamen Metal-Splatterorgie Deathgasm gesellt sich Howden nun in die jüngste Reihe der neuseeländischen Horrorkomödien und liefert nach Filmen wie Black Sheep (Jonathan King), Housebound (Gerard Johnstone) und What We Do In The Shadows (Jemaine Clement & Taika Waititi) einen weiteren Beweis, dass das Kiwi-Kino in Sachen schwarzer und hochgradig eigentümlicher Humor nur schwer zu schlagen ist.

Deathgasm Poster

Deathgasm 2015, © Metalheads

Im Film wird der Teenager Brodie zum Leben im streng christlichen Provinznest verdammt. Natürlich lässt er sich davon nicht aufhalten, eine Metal-Band zu gründen und diese beschwört prompt ganz versehentlich beim Spielen einen Dämon herauf. Schlagartig verwandeln sich alle Bewohner des Ortes in blutrünstige Monster und den Metalheads bleibt nichts anderes übrig, als mit Äxten und Kettensägen ausgestattet ihrem Heimatstädtchen den Teufel wieder auszutreiben. Mit Deathgasm inszeniert Howden einen herzhaft höllischen neuen Beitrag zum sogenannten Splatstick-Genre, das in den späten 80ern vom jungen Peter Jackson geprägt wurde, noch lange bevor ihn die Queen für einen ganzen Haufen Lord of the Rings-Oscars in Neuseeland zum Ritter schlagen ließ. In seinen kultigen Wahnsinnswerken Bad Taste und Braindead verschmolz Jackson den exzessiven Einsatz von Splatter und Gore mit Komik und vor allem Slapstick. Dieser Geniestreich inspirierte einige Nachwuchsregisseure, es ihm gleich zu tun. Und im Fall von Jason Lei Howden, der sich übrigens als Teenager selbst als großer Metal-Fan übte, war das eine ziemlich kluge Entscheidung. Als Vorgeschmack gibt’s auch hierzu den Trailer sowie einen von Howdens Kurzfilmen, eine düstere Symbiose aus Live-Action und zweidimensionalen Illustrationen namens Veil (2011).

 

Über Verena Saischek

Verena ist Filmenthusiastin und als solche immerzu auf der Suche nach filmischen Kostbarkeiten abseits des Konventionellen, des Vorhersehbaren, des Risikolosen und Massentauglichen.
Wenn sie sich nicht gerade als Kritikerin und Wortjongleurin versucht, sitzt sie irgendwo im Kino oder streift durch die Wälder und erschreckt Eichhörnchen.

Dieser Eintrag wurde abgelegt in /slash 2015.