ROAR
Nix da Daktari! Die Romanze des Zivilisationsmenschen mit seinem primitiven Selbst nimmt nämlich oft groteske Auswüchse an. Zum Glück fürs Kino muss man sagen, nachdem man einen der zentralen WTF!?-Filme überhaupt gesehen hat: das Wahnsinnsprojekt ROAR, ersonnen, angeschoben und am Laufen gehalten von Noel Marshall, seines Zeichens Produzent von DER EXORZIST und Ehemann der Hitchcock-Muse Tippi Hedren. Die hat er dann auch gleich in der Hauptrolle besetzt, inklusive ihrer Tochter Melanie Griffith sowie seinen zwei Söhnen. Frau und Kinder kommen im afrikanischen Busch an, sollten eigentlich vom Familienvater (richtig: den spielt Noel Marshall gleich selbst) abgeholt werden, was aber nicht geschieht. Stattdessen schlägt sich die Truppe selbst zur Familienhütte durch. Diese müssen sie sich allerdings mit dutzenden Wildkatzen teilen. Und die sind nur mittelmäßig begeistert davon.
ROAR wurde, so genau weiß das niemand, über fünf bis elf (!) Jahre produziert: mit ein Grund dafür ist, dass mehr als siebzig (!!!) Cast- und Crew-Mitglieder von den tierischen Co-Stars angesprungen, angebissen, jedenfalls aber mehr oder weniger schwer verletzt worden sind. Nicht wenige der Angriffe sind auch im Film zu sehen, darunter auch der auf Regisseurstochter Melanie Griffith, was ROAR zumindest einen Hauch von Snuff-Haftigkeit verleiht. Jedenfalls aber muss man nach diesem Abenteuerfilm im wahrsten Wortsinn seine Kinnlade erstmal vom Kinosaalboden kratzen. Ein Wunderding, eine Wahnsinnstat, ein unvergessliches Erlebnis. ROAR!
John Marshall kommt leider doch nicht zum Screening, er musste kurzfristig absagen.
Als Ersatz gibt es dafür im Anschluss ein Q&A via Skype!
Noel Marshall (*1931 in Chicago, 2010 in Santa Monica) hat vor oder nach ROAR bei keinen weiteren Filmen mehr Regie geführt.
Sa, 26.09. | 15:30 – Filmcasino