FRANKENSTEIN
Mary Shelleys abgründiger Roman Frankenstein ist zwar schon dutzendfach fürs Kino adaptiert worden. Aber nur wenige Regisseure verstanden es wie James Whale oder Terence Fisher, die Geschichte zu modernisieren, ohne deren Essenz zu verfälschen.
Jetzt legt der Brite Bernard Rose (CANDYMAN) seine Version des gotischen Schauerstücks vor – und überrascht damit auf ganzer Linie. Sein FRANKENSTEIN ist hemmungslos gegenwärtig: Schon die Erweckung des Monstrums hat nichts mehr gemein mit Blitzgewittern und mysteriös dampfenden Erlenmeyer-Kolben. Zwei Wissenschaftler haben einen “Menschen” im Labor gezeugt: Eine Kreatur, die nur lebt, weil andere es wollten. Als sein Gewebe abzusterben beginnt, soll das Kind schlafen gelegt werden. Für immer. Stattdessen aber bricht es aus dem Labor aus und wankt Richtung freie Welt. Das ist in diesem Fall der Stadtrand von Los Angeles, ein Ort, an dem sich die sammeln, die andere nicht mehr haben oder sehen wollen.
Bernard Rose gelingt mit FRANKENSTEIN Erstaunliches: Scheinbar mühelos reißt er die dunkelromantische Geschichte in die Jetztzeit, bleibt gleichzeitig aber Shelleys Originaltext engstens verbunden. Ähnlich wie in CANDYMAN erzählt Rose die (altmodische) Geschichte eines Monstrums vor der Kulisse einer verfallenden urbanen Welt und stellt deutlich heraus, bei wem seine Sympathie liegt. Wenn man in Zukunft danach gefragt wird, von wem die wichtigsten Frankenstein-Adaptionen stammen, wird man sagen: Whale, Fisher und Rose.
In Anwesenheit von Bernard Rose.
Wahnsinnig Wissenswertes zu Frankenstein gibts auch in unserem /slash-blog.
Bernard Rose wurde 1960 in London geboren. Bereits als Teenager überzeugte er mit seinen Super-8 Filmen bei Wettbewerben und erhielt schließlich die Chance, in Jim Hensons Creature Shop an der MUPPET SHOW und an THE DARK CRYSTAL mitzuwirken. Es folgten Musikvideos für MTV, Fernsehfilme für die BBC und mit dem Horror-Kultfilm CANDYMAN (1992) der Durchbruch im amerikanischen Kino. Weitere Filmprojekte führten Rose in die klassische Musik und zu Tolstoi. Mit seiner Frankenstein-Adaption behauptet er sich ein weiteres Mal im Horrorgenre.
Do, 24.09. | 20:30 – Filmcasino
Für diese Vorstellung gibt es keine online Tickets mehr. Möglicherweise gibt es noch Karten im Filmcasino, in jedem Fall aber Restkarten an der Abendkassa.