FIRES ON THE PLAIN
Shinya Tsukamoto ist einer der extremsten Poeten des Weltkinos. Mit FIRES ON THE PLAIN adaptiert er jetzt den gleichnamigen japanischen Antikriegs-Romanklassiker von Shohei Ooka – bereits 1959 von Kon Ichikawa genial verfilmt – und liefert gleichzeitig den vermutlich außergewöhnlichsten Film seiner an Außergewöhnlichkeiten nicht gerade armen Karriere ab.
Tsukamoto selbst ist in der Hauptrolle zu sehen: Ein an Tuberkulose erkrankter, körperlich ausgemergelter, seelisch kaputter japanischer Soldat wird gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von der Kriegsmaschine ausgespuckt. Für seine Truppe ist er zu schwach und das Krankenlager weigert sich, ihm zu helfen, da er keine körperlichen Wunden hat. Also wandert er allein durch den philippinischen Dschungel, eine von madenzerfressenen Kadavern übersäte, Goya-artige Höllenwelt, die sich an der saftig-grünen Idylle der Natur um ihn herum bricht.
Tsukamoto hegte schon lang Pläne, seine Version von FIRES ON THE PLAIN zu inszenieren, was aufgrund von fehlender Finanzierung immer wieder scheiterte. Dass es jetzt doch dazu gekommen ist, liegt an seinem Low Budget-Genie sowie an der dräuenden Gewissheit, dass sehr bald alle Zeitzeugen von damals und damit auch ihre Erinnerungen tot sein werden.
FIRES ON THE PLAIN ist weniger ein Erzählfilm als ein hypnotischer, ungemein grausamer Angriff aufs Zuschauer-Sensorium, das sich 87 Minuten lang selbst im Kriegszustand befindet. Harter Tobak.
Shinya Tsukamoto (*1960) ist ein japanischer Kultregisseur und Schauspieler. Mit 14 Jahren drehte er bereits 8mm-Filme. Sein surrealistischer Cyberpunk-Film TETSUO: THE IRON MAN brachte ihm internationale Bekanntheit und den Großen Preis des Fantafestivals in Rom. Viele seiner stilistisch außergewöhnlichen Werke wurden ausgezeichnet, darunter HIRUKO THE GOBLIN, TOKYO FIST, BULLET BALLET, A SNAKE OF JUNE, VITAL und KOTOKO. Sein zweites TETSUO-Sequel THE BULLET MAN lief auf dem /slash 2010. FIRES ON THE PLAIN wurde in Venedig uraufgeführt.
Di, 22.09. | 18:00 – Filmcasino